Lilium rosthornii (Diels)

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1999 erhielt ich die ersten L.rosthornii - aber das erkannte ich auch erst nach eigener Bestimmung und weltweiter Diskussion über diese Lilien. Am Anfang waren viele Lilienfreunde noch der Meinung, eine Variation von Lilium henryi zu sehen, aber mit der Bildung der ersten Samenkapseln wurde die Bestimmung als Lilium rosthornii bestätigt - und damit taucht eine weitere Spezies der Gattung Lilium in unseren Gärten auf.
In der Literatur kann man über diese Lilie nicht viel finden. Sie wird in THE LILIES OF CHINA von Stephen G. Haw, Timber Press 1986, anhand von Sammlungsmaterial am Anfang des 20.Jahrhunderts beschreibend aufgeführt. In gärtnerische Kultur kam diese Lilie wohl erst ab 1998.

Die ersten 10 Pflanzen zeigten sehr unterschiedlich gefärbte Nektarien - von grün bis schwarz. Daraufhin erwog ich, mich näher mit dieser Variation zu befassen und erwarb weitere Pflanzen vom Naturstandort. Dies ist insofern kein Problem, da diese Art in ihrer chinesischen Heimat zu den essbaren Gewächsen zählt und auch so verwendet wird.

Die sehr enge Verwandtschaft von Lilium rosthornii mit Lilium henryi ist für jeden Betrachter augenscheinlich. Beide Arten sind als einzige aufgrund ihrer charkteristischen Blattunterschiede in die Sektion Dimorphophyllum S.G.Haw eingeordnet und Kreuzungen zeigen eine normale Samenentwicklung.
Unterschiede zu Lilium henryi :
- Stängel kürzer, nur ca.100 - 120 cm
- Stängel stets aufrecht
- Laubblätter nur 10 - 12 mm breit
- Blüte 10 - 14 Tage später
- längliche Samenkapsel

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In der Kultur scheint mir Lilium rosthornii einen lockeren, humosen Boden zu bevorzugen. Dies kann aber auch mit der Herkunft zusammenhängen, schließlich sind die vorhandenen vergleichbaren Lilium henryi in den Gärten schon seit Jahrzehnten selektiert worden. Im Vergleich zu anderen Wildlilien ist sie jedoch als ausgesprochen hart zu bezeichnen und hält auch unsere feuchten Winter in Mitteleuropa ohne besondere Abdeckung aus. Die jungen Triebe erleiden allerdings bereits bei -4°C Frostschäden, deswegen ist ein Schutz vor Spätfrösten nötig. Die Samenkapseln reifen erst spät im Oktober - ein Schutz bei nasskaltem Wetter sichert die späte Samenreife.

Variationen bei einigen Merkmalen wurden von mir bemerkt und zur Auslese möglicher Pflanzen für die Züchtung notiert. Zeitlich war mir eine wissenschaftliche Analyse der Merkmale bei allen Pflanzen leider nicht möglich, deswegen sind in der Tabelle gerade die Angaben zur Steifigkeit der Stängel nur bei den Extremwerten angegeben.
Variationen :
1. Nektarien variieren von schwarz bis grün, dabei kann  das Schwarz der Nektarien streng begrenzt sein, auslaufen oder         als Hauch auftreten - das Grün wird also in unterschiedlicher Intensität überdeckt.

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2.Die orange Blütenfarbe variiert von tief orange bis matt orange.

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3. Papillen sind in sehr unterschiedlicher Ausprägung vorhanden, bis fast fehlend.

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4. Petalen variieren in der Breite

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5. Petalen enden rundlich oder spitz

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6. Petalen mit teilweise schwarzen Strichen

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7. Petalen sind sind weiß gestreift oder gescheckt

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8. Sekundärblüten unabhängig von der Blütenanzahl oder Pflanzenstärke

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9. Steifigkeit der Stängel von biegsam bis steif


10. Farbe der Stängel

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Hybriden
Im vorhandenen Bestand von Lilium rosthornii erschien auch eine Hybride mit Lilium henryi. Erkennbar war diese Pflanze an der zeitigeren Blüte (wie Lilium henryi), einer mittleren Laubblattbreite, überhängendem Stängel und letztendlich an der Samenkapsel.


Lilium rosthornii - Hybride - Lilium henryi

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Zukunft
Der vom natürlichen Standort übernommene Bestand sollte in seinen Varianten und durch kontrollierte Bestäubung bewahrt werden. Die Erhalung der reinen Art ist ein wichtiger Aspekt.
Bei der freien Hybridisierung mit Lilium henryi, Lilium henryi var.citrinum und wahrscheinlich Sorten mit hohem genetischen Anteil von L.henryi werden wohl bald Hybriden und Rückkreuzungen in beide Richtungen in den Gärten der Züchter und Lilienfreunde blühen.
Das züchterische Potential dieser Art inspiriert sicherlich viele Lilienfreunde zu Versuchen. Besonders schwarze Nektarien und steife, aufrechte Stängel sind meines Erachtens in den Henryi-Komplex wie auch in den Trompeten/Aurelian-Komplex einzu- bringen. Die Kreuzungen mit Trompetenlilien scheint nach ersten Erfahrungen eine Arbeit für die Freunde der Embryo- kultur zu sein, jedenfalls in der ersten Generation. Zwergige Hybriden und damit eine veränderte aufrechte Blüten- stellung können sich ebenso wie Lilium rosthornii als Bereicherung für kleine Gärten und Steingärten erweisen, die notwendige Härte in der Kultur spricht für sich.
Übrigens sind auch tetraploide Formen von Lilium rosthornii bereits entwickelt.

Lilium rosthornii - eine Lilie mit Zukunft und Potenzial !

Holger Kühne




L.rosthornii – Zusammenfassung 102 Pflanzen
(die Nummern beziehen sich nur auf die Marken zur Kennzeichnung - nicht auf die Anzahl der Pflanzen !)

Selektion Nr.Bilder Merkmale
RS18 700 Gr, weiß gestreift
  691 Gr, dunkel darüber, kräftig orange,+
RS19 690 Gr, weiß gestreift
  686 Gr,-
  685 Gr,-
  684 Gr, dunkler Schein
  682 Gr
  681 Gr, Sch Hauch, schmale Petalen, -
  678 Gr/Sch Nektarien
  676 Gr
  670 Gr, ohne Papillen,-
  666 Gr
RS26 659 Gr, schmale abgerundete Petalen,-
  658 Gr
  657 Gr, dunkel auslaufend,+
  655 Gr,-
  653 Gr
RS27 651 Gr, Sch Hauch, schmale spitze Petalen, -
  650 Gr
  649 Gr
  648 Gr,-
  646 Gr/Schw, kräftig orange, Papillen,-
  645 Gr
  643 Gr, hell gestreift
  642 Gr
  637 Gr
RS05 635 Sch, blass orange, leicht weißstreifig,-
RS24 632 Gr, kräftig orange, kräftige Papillen,+
  630 Gr, Sch Hauch
  624 Gr, blass
RS21 619 Gr, gute Form,+
  618 Gr
  610 Gr
  604 Gr, blass orange
  603 Gr, leicht gescheckt
  447 Gr
RS03 441 Sch, weiß gescheckt,-
  437 Gr/Sch
  434 Sch
  433 Sch,-
  432 Gr, Sch Hauch
RS04 431 Sch, auslaufend, 1/3 weißer Rand
  427 Gr
RS22 423 Gr, alles Sekundärblüten
RS23 419 Gr, gute Form,+
  417 Gr, Sch Hauch, weiß gestreift
  416 Gr
RS10 413 Schw, sehr groß Schw !
  411 Gr, kräftig orange
RS01 406 Sch, weißscheckig
  402 Gr/Sch,-
  400 Sch
  396 Gr, -
  394 Gr, Sch Hauch,-
  393 Sch, -
  389 Gr, Sch Hauch,+
  386 Gr, dunkel orange, verworfen
  384 Gr, weißer Rand
  383 Gr/Sch
  382 Gr/Sch
  377 Gr, orange hell gestreift,-
RS07 376 Sch, kräftig orange
RS06 373 Sch,+
RS11 371 Sch, Lackschwarz ! , blass orange, schmale Petalen, +/-seitl. Blütenstand
  368 Gr
RS20 366 Gr, gescheckt
RS13 365 Gr/Sch, gescheckt, fester Stand, größer als 226
  364 Sch
  363 Sch,-
RS08 362 Sch, kräftige Papillen=Striche, -
RS25 361 Gr, weiße Kante,-
  359 Gr, Sch Hauch
  358 Gr
  356 Gr/Sch, blasses orange
  355 Gr, verworfen
  354 Gr, Sch überhaucht, auslaufend
  351 Gr, Sch Hauch
RS12 248 Gr/Sch, weißscheckig
  237 Gr, gute Form
  236 Gr, dunkelgr., heller Rand
RS09 232 Sch, dunkles orange, viele große Papillen
  229 Sch
  226 Gr, Sch Hauch, blasses orange
  224 Gr, Sch überlaufen,-
  221 Sch, nicht intensiv Sch
  213 Gr,-
  212 Gr
  211 Gr,+
  209 Sch,-
  207 Gr
  206 Gr/Sch, auslaufend
  198 Gr, Sch hauch
RS17 193 Gr, dunkelgr.,+
  190 Gr, hellgrün
  187 Gr, weiß-orange,+
RS02 185 Sch, leicht weiße Spitzen,+
  180 Gr
  179 Sch
RS14 176 Gr, weiß-orange, wenig Papillen,-
  174 Gr/Sch
RS15 166 Gr, orange mit weiß-creme in Mitte der Petalen,-
RS16 160 Gr,dunkelgrün, kräftig orange,    weißer Rand

Legende

-           -Stängel biegsam
+          -
Stängel steif
GR      -
grüne Nektarien
Sch      -
schwarze Nektarien
Gr/Sch -
grünschwarze Nektarien
Die RS-Nummern wurden selektiert.
Alle anderen Pflanzen wurden lediglich nach der Farbe der Nektarien aufgepflanzt.